Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Ende gut, alles gut für die „Kaspar Hausers“ mit Fell und Pfoten

Im Tierheim kommen nicht nur Fundtiere unter, sondern auch solche aus problematischer Haltung, eingewiesen vom Veterinäramt . Die Tiere haben oft noch lange mit ihrer Vergangenheit zu tun, manche schütteln das Erlebte niemals ab. Umso schwieriger ist es, ihnen ein neues, liebevolles Zuhause zu geben. Dass es mit viel Geduld gelingen kann, zeigen solch rührende Geschichten wie die von Bärli und Pedro, die viele Tierheimbesucher noch kennen werden. Die Meininger Tierschützer hatten die Hoffnung beinahe schon aufgegeben, ein passendes Plätzchen zu finden. Doch vor wenigen Wochen gab es das lang ersehnte Happy End für die beiden Schäferhunde. Die ehemalige Vorsitzende des Tierschutzvereins Meiningen, Birgit Wildemann, erinnert sich an die Zeit mit ihnen. Ein Erlebnisbericht.

Am Ende wird alles gut. Wenn es noch nicht gut ist, dann ist es auch noch nicht das Ende. Und genau so ist es in der Geschichte von Bärli und Pedro. Ich kenne es aus dem Fernsehen, dem Internet, Zeitschriften. Nachrichten wie diese sind so oft um uns herum, dass wir sie kaum noch wahrnehmen.
„Veterinäramt und Polizei haben 18 Schäferhunde beschlagnahmt, die auf einem Grundstück von ihrem Besitzer unzureichend versorgt wurden und sich unkontrolliert vermehrt haben." Nicht im Ausland, sondern bei uns. Nicht ein besonderer Einzelfall, sondern einer von vielen. Überall in Deutschland. Der Unterschied besteht einzig bei mir, denn ich stehe mit Gummistiefeln mitten auf diesem Gelände in einem Ort im Landkreis. Ich bin Teil der Geschichte.
An diesem Morgen sind wir viele. Tierschützer, Tierärzte, Amtsveterinäre, Ordnungsamtsmitarbeiter, Polizisten. Die Aktion ist gut vorbereitet. Es läuft geordnet und Hand in Hand ab. Die Hunde werden auf drei Tierauffangstationen aufgeteilt. Pedro ist einer der vielen Junghunde. Bärli werden wir später aus der benachbarten Tierauffangstation nach übernehmen.
An was ich mich heute, nach drei Jahren, noch gut erinnere, ist das trostlose Grundstück, die engen Verschläge, die verängstigten Augen, die Fluchttendenz der Hunde. So wenig Umgebungsreize, so wenig Menschenkontakt, so wenig Futter. Und leider daraus folgend bei allen Hunden Deprivationssymptome (die Tiere reagieren ängstlich, nervös oder aggressiv auf jede neue Wahrnehmung und Erfahrung, d. Red.) und keinerlei Alltagskompetenz. „Kaspar Hauser“ mit Fell und Pfoten.
Die Hunde verkriechen sich hinter in unserer Tierauffangstation in die Hundehütte, liegen flach am Boden, werden bei Annäherung panisch .... An Anfassen, Anleinen, Bürsten, Spazierengehen ist nicht zu denken. Wenn Angst den Tag bestimmt, ist das Leben nicht schön. An wen sollen solche Hunde vermittelt werden? Wer hat den Raum, die Zeit, das Wissen und das Wollen für solche Tiere? Es schien hoffnungslos und doch fanden unsere Hunde gute Plätze gefunden. Bis auf Pedro und Bärli.
Bei Pedro wurde eine degenerative Lungenerkrankung diagnostiziert, was seine Vermittlungschancen noch mal mehr einschränkte. Für Bärli musste aus einem Zwinger mit Auslauf Fort Knox gemacht werden, damit er nicht ständig über den Zaun kletterte, um sich zu seinen Artgenossen in den anderen Zwingern zu gesellen. Monatelang haben Mitarbeiter und Ehrenamtliche täglich bei ihnen beiden gesessen, Kontakt aufgebaut, Nähe-Zulassen geübt. Die ersten Spaziergänge waren dann eher holprig und kurz. Aber siehe da: Nach und nach fassten die beiden Jungs Vertrauen. Und nun? Alles gut? Bereit zur Vermittlung: Ja! Geeignete Interessenten: Nein. Also Tierheim für immer?

 

Wie die Geschichte ausging, erfahrt ihr hier bei unseren Tiergeschichten.

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Di, 01. August 2023

Bild zur Meldung

Weitere Meldungen